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Rund Krautsand

Wenn man seit 13 Jahren von Stade aus Elbe paddelt, meint man ja eigentlich, alle Inseln von allen Seiten zu kennen – wirklich alle?
Ich glaube, folgenden Floh hat Willi mir vor ca. einem Jahrzehnt (bestimmt ohne Absicht) mal ins Ohr gesetzt. Krautsand ist ja auch eine Insel. Und bei der Brücke in Dornbusch sieht man deutlich, dass die Wischhafener Nebenelbe auch tidenabhängig ist und da liegt ja sogar meist ein relativ großes Schiff rum. Kann man da also rumpaddeln?

Meine Forschungen begannen bei der alten Jübermann-Ausgabe, die damals noch nicht so richtig aussagekräftig war. Dann ging es weiter mit Google Earth – reinzoomen, rauszoomen. Sind das Büsche über dem Wasser? Oder eine Brücke? Eine Sackgasse? Viele Unklarheiten. Mit einem befreundeten Angler sprechen, der die Ecke sehr gut kennt. Dann nochmal vor Ort in Drochtersen die Brücke anschauen. Ist da genug Wasser drin bei Hochwasser? Oder zuviel, dass man nicht unter der Brücke durchpasst? Schließlich kam die 2. Auflage 2014 des Jübermann und dort ist deutlich erkennbar: Das Ding läuft bei Ebbe leer und ist an einer Stelle nicht durchgängig, aber „Umtragen bei THW möglich“.

Das nächste Planungs-Problem war dann, dass man also bei Hochwasser hinter der Insel sein würde und mit ablaufendem Wasser wieder im Hauptstrom, also kam man nicht wieder nach Stade zurück. Als ich mit Axel Rohde dann relativ spontan in Hein Blöd die Tour in Angriff nahm, hatten wir dieses Problem irgendwie verdrängt.

Krautsand

Bis Schwarztonnensand Nordspitze rutschten wir gut durch und machten eine kurze Pause bevor wir bei kippender Tide am Krautsander Strand entlang Richtung Fähranleger schaufelten. Dann endlich mal wieder „Neuland“. Die Nebenelbe strömte nur wenig, aber wir kamen erstmal gut voran. Wischhafen war schnell passiert und wir kamen zu der Brücke bei Dornbusch. Anschließend wurde es schmaler. Und schmaler... und noch schmaler. Das bisschen Wasser zwischen den nicht enden wollenden Schilfgürteln rechts und links wurde immer weniger. Teilweise mussten wir ein paar Minuten warten bis das Wasser weiter aufgelaufen kam, um weiter zu kommen. Zwischendurch zweifelten wir, ob wir wirklich richtig waren.

Schließlich erreichten wir tatsächlich die „Umtragestelle“, aber außer meterhohem Schilf, Brennnesseln und Schlick war nichts zu sehen. Wir nahmen eine kleine Schlickschlacht und viele Brennnesselstiche in Kauf, um überhaupt aus dem Boot zu kommen. Ich kämpfte mich zu einer umgefallenen Weide durch, kletterte hoch und fühlte mich wie der letzte Indianer, als ich dreckig und zerstochen bei diesem Abenteuer in der Sommerhitze die Lage peilte und in der Ferne die Zivilisation in Form einer Straße entdeckte. Wir suchten uns eine Schneise durch das Schilf-Brennnessel-Gemisch zur nächsten Wiese und zogen den schlickigen Hein hinter uns her. Tatsächlich war ein paar Meter weiter wieder Wasser und das schlimmste war geschafft.

Krautsand

Ab jetzt wurde es schnell breiter. Idyllische Kuh- und Pferdeweiden säumten das Gauensieker Schleusenfleth. Dann ging es durch das Sperrwerk des WSV Drochtersen und schließlich vorbei an Hattecke und wieder auf die große Elbe. Dort erwartete uns eine grandiose Sommerabendstimmung ganz ohne Wind, aber leider war die Tide bereits gekippt. Der wirklich anstrengende Teil kam also erst noch. 15 km gegen die Strömung – und noch dazu war es ein kleines Rennen gegen die Zeit, denn die Sonne stand schon reichlich tief. Bis zur DOW hielten wir uns am westlichen Ufer und kamen erstaunlich gut voran. Dann (war klar...) kamen die Schlepper raus und wir standen vor der Wahl. Warten oder queren. Warten schied wegen des schwindenden Lichts aus, also Queren und zweimal den Versatz in Kauf nehmen.

Mit dem letzten Licht und (zumindest ich) reichlich erschöpft bogen wir in die Schwinge ein und ich konnte endlich im Fahrtenbuch feierlich die Worte „rund Krautsand“ eintragen.

Julia