Quasi vor der Haustür und etwas „vernachlässigt“ von Salzwasserunion und DKV Sportprogramm liegt ein wunderbares und sehr abwechslungsreiches Seekajakrevier. Das Watt vor der Wurster Nordseeküste erstreckt sich von Bremerhaven bis zur Kugelbake in Cuxhaven.
Die Fahrzeit an die Wurster Küste ist von Stade aus deutlich geringer als nach Ost- oder Nordfriesland, die Vielfalt der Paddelmöglichkeiten aber ebenso groß. Einstiegsmöglichkeiten gibt es reichlich: Wremen, Dorum-Neufeld, Cappeln-Neufeld, Spieka-Neufeld, Sahlenburg, Cuxhaven-Duhnen, Cuxhaven-Döse. Und während man in den Cuxhavener Kurgebieten einen Parkplatz irgendwo suchen muss und für den Strand dann auch noch Eintritt zahlt, kann man in Spieka-Neufeld, Dorum-Neufeld und Wremen bis ans Wasser fahren und ganz bequem einsteigen – wenn die Tide passt.
Im Watt setzt der Gezeitenkalender die Rahmenbedingungen für eine Tour. So auch an der Wurster Nordseeküste. Für viele Touren ist dabei gar nicht die Strömung in den Prielen das Hauptproblem – die ist in vielen Prielen nicht mal sonderlich groß. Das Hauptproblem ist, dass die landseitigen Priele bei Niedrigwasser trockenfallen – also im Grunde genauso wie bei uns der Einstieg am Clubhaus nur zu bestimmten Zeitfenstern „funktionieren“.
Dafür startet man mitten im Nationalpark. Die Wurster Nordseeküste ist durch Salzwiesen und Marschen geprägt. Südlich von Sahlenburg finden sich keine Sandstrände mehr, sondern ein langsamer, pflanzenbewachsener Übergang vom Land zum Meer. In diesen Salzwiesen am Rande der Nordsee leben und brüten sehr viele Küsten- und Seevögel, darunter auch seltene Arten wie der Große Brachvogel oder der Große Löffler.
Wenn Ihr im Wurster Watt paddeln geht, vergesst also das Fernglas nicht.
Eine schöne eher kurze Tour ist von Spieka-Neufeld nach Dorum-Neufeld und zurück – im Sommer mit Fischbrötchenstopp direkt unter dem alten Leuchtturm Obereversand. Dieser Leuchtturm, der früher die Sandbank Eversand markiert hat, wurde 2003 in einer logistischen Meisterleistung von der Sandbank nach Dorum-Neufeld verholt. Infotafeln direkt am Strand beschreiben den Transport mit vielen spannenden Fotos. Der Leuchturm ist an der flachen Küste schon von weitem zu sehen, so dass der Weg von Spieka- nach Dorum-Neufeld nicht zu verfehlen ist.
Dicht am Ufer können dabei unzählige Vogelarten beobachtet werden, die in den Salzwiesen und auf den Lahnungen leben und nach Futter suchen. Hier sind nur sehr geringe Strömungen und bei schwachem bis mittelmäßgem Wind auch kaum Wellen vorhanden, da die Sandbänke und das flache Wasser für ruhige Bedingungen sorgen. Dieser Abschnitt in Ufernähe ist somit sogar für Anfänger gut geeignet.
Weiter südlich schließen sich Wremen und die Imsumer Bucht an, wo das Wurster Watt recht abrupt am Containerterminal des Bremerhavener Hafens endet. Hier geht die beschauliche Fahrt in ruhiger Natur in eine Industrie-geprägte Landschaft der Außenweser über und der Schiffsverkehr kommt – wie auf der Elbe – näher. Von Norden her kommt man sehr dicht an die am Kai vertäuten Containerriesen heran, ohne gleich Angst haben zu müssen, von diesen überfahren zu werden.
Natürlich gibt es im Wurster Watt nicht nur Ufer, Salzwiesen und Häfen (auch die kleinen Kutterhäfen in Wremen, Dorum-Neufeld und Spieka-Neufeld sind einen Abstecher wert!) sondern vor allem Watt. Die drei großen vorgelagerten Sandbänke südlich von Neuwerk sind, von Süd nach Nord: Robbenplate, Eversand, Großer Knechtsand. Dazwischen liegen noch etliche kleinere Sände in ständiger Veränderung.
Der höchste Teil des Großen Knechtsands, der Hohe Knechtsand, ist eine Insel, die nur bei Sturmfluten überspült wird. Er liegt, wie auch die anderen Sände, in der Schutzzone des Wattenmeer Nationalparks. Hier dürfen wir im Fahrwasser (also in den Prielen) paddeln und uns am Rande des Fahrwassers auch trockenfallen lassen. Dabei sollten wir uns keinesfalls weiter als 50m von den Kajaks entfernen, so will es die Befahrensregelung für den Nationalpark. Für eine schöne Mittagspause und tolle Fotos auf der Sandbank reicht dieser Radius aber allemal aus.
Die Robbenplate hat ihren Namen nicht zu Unrecht. Ebenso wie auf den anderen Sandbänken im Wurster Watt trifft man hier viele Robben. Am häufigsten schauen Seehundköpfe aus dem Wasser und schauen neugierig, was wir da so treiben, wenn wir vorbeikommen.
Auf dem nördlichen Eversand gibt es auch eine große Kolonie Kegelrobben – immerhin die größten Raubtiere, die es in Deutschland gibt. Und Kegelrobben sind noch deutlich neugieriger als Seehunde! Hier könnte man sich stundenlang im Priel treiben lassen und den herumschwimmenden Robben zuschauen.
Für eine Tour zum Knecht- oder Eversand muss man mindestens 7 Stunden einplanen. Nicht etwa, weil der Weg so weit wäre, das wäre auch in deutlich kürzerer Zeit zu schaffen. Aber in Spieka-Neufeld wie in Dorum-Neufeld ist sinnvolles ein- und Aussteigen nur in einem Zeitfenster von ungefähr 2,5 Stunden um Hochwasser herum möglich. Und das gibt dann die Zeit vor, die wir „draußen“ verbringen müssen.
An einem schönen Sommertag ist das zwischen Seehunden, Kegelrobben, Möwen und Seeschwalben aber wahrlich keine Strafe. Und an den anderen Tagen bieten die 5 Stunden, die man dann hat immer noch ein großes Potential für herrliche Touren entlang der Wurster Nordseeküste.
Wenn Ihr die Wurster Nordseeküste kennenlernen wollt, aber nicht so recht sicher seid, wie das da alles funktioniert und wo man da gut paddeln kann: am 10. Juli biete ich eine Vereinsfahrt für den KV Stade an die Wurster Nordseeküste.