Östlich von Hamburg, in den idyllischen Vier- und Marschlanden, schlängeln sich zwei Nebenarme der Elbe durch eine einzigartige Kulturlandschaft: die Gose Elbe und die – trotz ihres Namens – ebenfalls eher beschauliche Dove Elbe. Getrennt von der großen, tidenabhängigen Elbe durch die Tatenberger Schleuse, bildet dieses Revier ein wahres Paradies für Naturfreunde und Wassersportler.
Besonders sportlich geht es auf der Regattastrecke in Allermöhe zu. Hier trainieren Spitzenathlet:innen in mehreren Kanu- und Ruderleistungszentren – unter anderem im Bundesleistungszentrum für Kanu-Rennsport. Die 2.000 Meter lange Strecke erfüllt internationale Wettkampfstandards und ist regelmäßig Austragungsort nationaler und internationaler Regatten.
Doch auch für Wanderpaddler bietet das Gebiet ideale Bedingungen: gut ausgebaute Ein- und Ausstiegsstellen, Parkmöglichkeiten und zahlreiche Rastplätze machen die Dove und Gose Elbe zu einem beliebten Ziel für entspannte Tagestouren.
Eine besonders schöne Tour ist die rund 19 Kilometer lange Hausrunde des BKC (Bergedorfer Kanu-Clubs). Sie führt über die Dove Elbe, den Neuengammer Durchstich und die Gose Elbe – ein abwechslungsreicher Rundkurs durch stille Kanäle, offene Wasserflächen und verwunschene Auenlandschaften.
Startpunkt ist der Steg des BKC. Von hier paddelt man vorbei an der Krapphofschleuse – ein möglicher Zwischenstopp für ein Eis in Bergedorf bietet sich an – in Richtung Neuengamme. Kurz vor der Neuengammer Werft ist Aufmerksamkeit gefragt: Die unscheinbare Abzweigung nach rechts in den Neuengammer Durchstich darf nicht verpasst werden. Wichtig: Der Durchstich ist vom 15. April bis 15. Juni wegen der Vogelbrut gesperrt – bitte unbedingt beachten!
Hinter den letzten Häusern beginnt ein fast märchenhaftes Biotop: Schwimmende Seerosen, kleine Inseln und dichte Ufervegetation bieten Rückzugsorte für zahlreiche Tierarten. Hier lassen sich mit etwas Glück Eisvögel, Graureiher, Haubentaucher und sogar Biber oder Nutrias beobachten.
Am Ende des Durchstichs öffnet sich das Wasser, und man biegt rechts in die Gose Elbe ein. Die Ufer werden dichter, die Natur wilder – und doch ist man nie weit entfernt von der Zivilisation. Ein Stück flussabwärts passiert man das Gelände von Paddel-Meier, einem traditionsreichen Hersteller schneller Tourenkajaks. Heute kann man dort Boote mieten – ein Stück norddeutscher Paddelgeschichte zum Anfassen.
Nach der ehemaligen Schleuse am Reitdeich weitet sich die Gose Elbe deutlich. Prächtige Wassergrundstücke säumen das Ufer, und beim Queren der Regattastrecke kommt echtes Großwasserfeeling auf. Am nördlichen Ufer laden kleine Strände und Pausenstellen zum Verweilen ein – ideal für ein Picknick oder ein kurzes Bad.
Der Rückweg führt über die Dove Elbe – ein urbanes Stück Wildnis. Zwischen dichtem Uferbewuchs und überhängenden Bäumen fliegen Eisvögel durch die Luft, während auf den Hausbooten am Ufer das alternative Leben pulsiert. Auf der rechten Seite zieht die historische Reitbrooker Mühle vorbei, bevor man mit ein paar kräftigen Schlägen wieder den Ausgangspunkt erreicht.
Einstieg und Ausstieg beim Bergedorfer Kanu-Club.
Alternative: Öffentliche Anlegestelle / Steg bei der Mündung des Annenfleets in Allermöhe.
Strecke 19 Kilometer, stehendes Gewässer, Paddelzeit ca. 3 Stunden
Es bietet sich der Steg beim Vierländer Landhaus als Einstieg an. Von dort lässt sich die Dove Elbe bis zum Turnierplatz des Reit- und Fahrvereins Vierlanden und darüber hinaus erkunden – theoretisch bis zur Quelle nahe des Elbdeichs.
Ein besonderer Tipp: ein Abstecher in den Neuengammer Stichkanal. Dieser wurde während des Nationalsozialismus von Zwangsarbeitern ausgehoben, um das ehemalige Klinkerwerk mit der Elbe zu verbinden. Das Werk war Teil des Konzentrationslagers Neuengamme. Ein Besuch der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, die jährlich über 100.000 Besucher zählt, ist für mich ein fester Bestandteil meiner Touren – ein Ort des Gedenkens und der Mahnung.