Der Pagensand ist eine der prominentesten Inseln der Unterelbe - Die Insel ist nicht nur geographisch
auffällig,
sondern auch ökologisch bedeutsam: Sie bietet zahlreichen Vogelarten wie Austernfischer, Brandente und Seeadler
Brut-
und Rastplätze im sensiblen Tidegebiet der Elbe. Seit 1997 steht der Pagensand unter Naturschutz und ist für die
Öffentlichkeit
nur eingeschränkt zugänglich – ein Rückzugsort für seltene Tierarten und ein stiller Schatz der
Elblandschaft.
Auch kulturell hat der Pagensand Spuren hinterlassen: Er ist Schauplatz des Jugendromans „Der Schatz auf
Pagensand“ von
Uwe Timm, in dem die Insel mit geheimnisvollen Legenden verknüpft wird. Eine davon erzählt, dass der berüchtigte
Pirat
Klaus Störtebeker hier Teile seines sagenumwobenen Schatzes versteckt haben soll – eine literarische Erfindung,
aber eine,
die dem Ort einen Hauch von Mythos verleiht.
Vom Wasser aus lässt sich die Elbinsel während einer anspruchsvollen Tagestour mit dem (See-) Kajak umrunden – etwa 26 Kilometer und rund 5–6 Stunden reine Paddelzeit erwarten alle, die sich auf dieses Mikroabenteuer einlassen.
Die Herausforderungen dieser Tour sind vielseitig: Tide, Wetter, Wind – und sie beginnen bereits bei der Planung. Etwa 70% der Strecke verläuft auf dem Hauptstrom der Elbe. Die Tour muss daher unbedingt „mit der Tide“ geplant werden – gegen den Strom zu paddeln ist zwar möglich, aber wenig sinnvoll. Zusätzlich ist man exponiert gegenüber Wind und dem Wellenschlag der Großschifffahrt. Eine verlässliche Quelle für die Vorbereitung ist Windfinder Stadersand
Voraussetzungen für diese Tour sind:
Wer sich fragt, ob die Tour allein machbar ist, dem empfehlen wir ausdrücklich, in einer Gruppe zu paddeln. Wer sich diese Frage nicht stellt – viel Spaß trotzdem!
Einsetzpunkt ist das wunderschön gelegene Bootshaus unseres Kanuvereins an der Schwinge in Stadersand.
Losgepaddelt wird
idealerweise etwa 2–3 Stunden nach Hochwasser.
Ortsfremden empfehlen wir, vorher einmal zum Anleger Stadersand zu laufen oder zu fahren, um sich zu
orientieren:
An der Schwingemündung angekommen, muss entschieden werden: direkt queren oder auf dieser Elbseite bleiben? Die
Strömung
zieht sofort mit bis zu 6 km/h stromabwärts.
Grundsätzlich empfehlen wir die direkte Querung. Entlang der DOW-Anleger entsteht unangenehme Kreuzsee, und
Schleppboote
können die Fahrt erschweren. Bei starkem Westwind kann diese Route dennoch eine Option sein.
Die Querung des Fahrwassers muss immer im rechten Winkel erfolgen. Achtung: Die Berufsschifffahrt hat stets
Vorrang!
Paddelnde müssen deutlich erkennbaren Abstand zu allen Schiffen halten und das Fahrwasser nur auf direktem Weg
queren.
Auf der „roten“ Fahrwasserseite können versierte Paddelnde jetzt richtig Strecke machen – „Tonne-Strich“ entlang
der
roten Fahrwassertonnen. Das ablaufende Wasser zieht einen förmlich entlang des Pagensandes: vorbei am südlichen
Leuchtfeuer,
dem kleinen Badestrand und der einzigen Zeltmöglichkeit auf der Insel, am Radarturm und weiter Richtung
Norden.
Wenn sich die Vegetation zurückzieht und Salzwiesen dominieren, beginnt der lange Ritt entlang des Leitdamms.
Dieser
trennt den Hauptstrom der Elbe von der Krückau bzw. der Pagensander Nebenelbe.
Eine vorzeitige Querung ist nicht zu empfehlen: Wellenschlag, Steinmolen und Schlickflächen sind Material- und
Nervenfeinde.
Wenn die Tour perfekt geplant wurde und ein Fünkchen Glück dazukommt, kann bei Niedrigwasser auf die Pagensander
Nebenelbe
abgebogen werden – die Hälfte ist geschafft.
Auf der Rückseite der Insel wird man nun vom langsam auflaufenden Tidenstrom entlang des nordöstlichen Ufers
gedrückt.
Geschützt vor Wellen und Wetter lässt sich die Natur genießen. Nach dem sportlichen ersten Teil der Tour ist
hier Zeit zum Durchatmen
– und vielleicht zum Realisieren, wie privilegiert wir als Paddelnde sind, solch ein Erlebnis direkt vor
der Haustür
zu haben.
Mit etwas Glück winkt eine Robbe von der Schlickbank, und der Seeadler ruft ein vollherziges Hallo.
Wenn sich rechterhand der Blick auf die Elbe öffnet und man am südlichen Leuchtfeuer von Pagensand vorbeizieht,
hat man
die Chance verpasst, die Tour um eine Umrundung des Drommel zu erweitern.
Der Drommel bietet allerdings auf der Elbseite einen wunderschönen Sandstrand – ideal für eine Pause in der
Nachmittagssonne
und ein erfrischendes Bad im Sommer.
Eine letzte Anstrengung, ein letztes Mal Konzentration, ein starrer Blick auf die Mündung der Schwinge – und innerhalb einer halben Stunde hat einen die Wirklichkeit wieder eingeholt. Man kann entspannt auf den Treppen des Kanuvereins aussteigen – mit einem Kopf voller Bilder und einem Körper voller Elbwasser.